Happy Birthday, Peter Kropotkin!

m 9.12. jährte sich der Geburtstag des bedeutenden Anarchisten Peter Kropokin.
Er wurde im Jahre 1842 in Moskau geboren und gilt heute nicht nur als einer der bekanntesten Anarchist*innen sondern vor allem als einer der wichtigsten Vertreter*innen des kommunistischen Anarchismus. Kropotkin wirkte nicht nur als Anarchist, sondern auch als Geograph und Wissenschaftler.

Er kritisierte in seinem Werk und Wirken die Thesen der herkömmlichen sozialdarwinistischen Auffassungen, indem er dem Kampf ums Dasein in der Tierwelt das Konzept der gegenseitigen Hilfe gegenüberstellte und beide als Faktoren der Evolution benannte. Kropotkin konnte wissenschaftlich nachweisen, dass gegenseitige Hilfe sogar in der Tierwelt praktiziert wird. Er konnte mit seinem Werk „Gegenseitige Hilfe in der Tier- und Menschenwelt“  sogar moderne Naturwissenschaftler*innen beeinflussen.

Er wurde adeliger Herkunft geboren und gehörte familiär zur russischen Aristokratie. Kropotkin fing  aber schon in seiner Jugend an, die Ungerechtigkeit dieser gesellschaftlichen Verhältnisse zu erkennen. Er wurde militärisch unter anderem Mitglied des Pagenkorps, für dieses wurde er persönlich von Zar Nikolaus I. ausgewählt. Es folgten weitere militärische Aktivitäten, diese beendete er aber schließlich und begann in Petersburg ein mehrjähriges, mit praktischen Forschungen verbundenes Studium der Geographie und erwarb sich bald ein großes wissenschaftliches Ansehen.

Kropotkin erkannte die Notwendigkeit, sein Wirken mehr und mehr im Sinne der Schaffung gerechter gesellschaftlicher Verhältnisse zu widmen. Es kam daraufhin bei ihm zu einem Bruch mit der Gesellschaft und seiner ursprünglich privilegierten Stellung und Herkunft. Spätestens nach einem Aufenthalt Kropotkins  in der Schweiz und dort bei den anarchistischen Schweizer Uhrmacher*innen bekannte er sich endgültig zum Anarchismus.

Die „freie Vereinbarung“ sollte für sein sich nun entwickelndes Konzept des anarchistischen Kommunismus/des kommunistischen Anarchismus ein zentrales Organisationsprinzip sein, welches an die Stelle von Zwang und Gesetz treten sollte. Kropotkins Konzeption des anarchistischen Kommunismus ging davon aus, dass mit der modernen Technologie und den auf ihr basierenden Produktivkräften für die Menschheit allgemeiner Wohlstand geschaffen werden kann, in welchem Armut und Ausbeutung überwunden werden könne. Dem steht seiner Meinung nach der Kapitalismus und die Herrschaft von Menschen über Menschen im Wege.

Peter Kropotkin lebte unter anderem viele Jahre in London, wo er als Wissenschaftler und Privatgelehrter tätig war. 1917, nach Ausbruch der Oktoberrevolution, kehrte er nach über vierzigjährigem Exil nach Russland zurück, wurde jedoch in seinen Hoffnungen, die Revolution würde in anarchistische Bahnen gelenkt, sehr enttäuscht. Nach und nach verschwanden immer mehr Anarchist*innen in den Gefängnissen der Bolschewiki.

Im Februar 1921 starb Kropotkin durch eine Lungenentzündung, unmittelbar vor dem Aufstand von Kronstadt.

Repräsentant*innen verschiedener anarchistischer Gruppen, darunter auch die sehr bekannten Anarchist*innen Alexander Berkman und Emma Goldman, bildeten ein Begräbniskomitee und konnten von den sowjetischen  Autoritäten teilweise die Freilassung eingesperrter russischer Anarchist`*innen erreichen, unter der Bedingung, dass diese nach dem Begräbnis wieder in die Gefängnisse zurückkehren würden. Bei seiner Beerdigung folgten zehntausende Menschen seinem Sarg.

Es war die größte Manifestation des russischen Anarchismus und gleichzeitig sein Ende, bereits ein Jahr später saßen alle Anarchist*innen in Russland in Gefängnissen, waren in Sibirien oder mussten das Land verlassen.

Dieses sollte für heutige antiautoritäre, anarchistische Bewegungen eine wichtige Lehre sein. Der Leninismus und schließlich folgerichtig der Stalinismus führten zur autoritären Parteidikatur, nicht zur Befreiung der lohnabhängigen Klasse. Diese Parteidiktatur war nicht kommunistisch, sondern hatte sich zum Staatskapitalismus entwickelt. Für die heutige Zeit ist es äußerst wichtig, anzuerkennen, dass eine herrschaftsfreie und klassenlose Weltgesellschaft nur antiautoritär und staatenlos sein kann.

Kropotkins kommunistischer Anarchismus unterschied sich dadurch klar von den autoritären Parteikommunist*innen, welche sich und die Gesellschaft auf der Basis des sogenannten »demokratischen Zentralismus« und des Staates aufbauten und immer noch aufbauen wollen. Zentralismus und Staat aber führen nicht zur Freiheit, sondern zu neuen Herrschaftsverhältnissen, das hat die Geschichte gezeigt. Eine anarchistische Gesellschaft muss dezentral-föderalistisch aufgebaut sein und das Privateigentum an Produktionsmitteln, Häusern und Grund und Boden aufheben – und damit auch die Lohnarbeit als gesellschaftliches Verhältnis der kapitalistischen Klassengesellschaft überwinden. Wie schon von Kropotkin erarbeitet, muss diese neue Gesellschaft auf der Basis von gegenseitiger Hilfe, freier Vereinbarung und Kooperation statt Konkurrenz geschaffen werden.

Aber, und auch das ist sehr wichtig: sie muss auch das Patriarchat, jeden Rassismus, Antisemitismus, jede Form von Diskriminierung und jede Form der Herrschaft von Menschen über Menschen generell überwinden.

Lasst uns an seinem Geburtstag Peter Kropotkin gedenken und uns durch seine Ideen und Konzepte des kommunistischen Anarchismus inspirieren. Seine Publikationen sind weiterhin wichtig und lesenswert für eine anarchistische, klassenkämpferische Bewegung.

Jede Gesellschaft, die mit dem Privateigentum gebrochen hat, wird nach unserer Meinung gezwungen sein, sich in anarchistisch-kommunistischer Form zu organisieren. Die Anarchie führt zum Kommunismus und der Kommunismus zur Anarchie; das eine wie das andere ist nur Ausdruck der in den modernen Gesellschaften vorherrschenden Tendenz: des Strebens nach der Gleichheit.

Peter Kropotkin in „Die anarchistisch-kommunistische Gesellschaft“ – erhältlich als reso.media-Broschüre