ÜBER UNS
Selbstverständnis
reso.media ist eine kleine, nichtkommerzielle antikapitalistische Agentur und versteht sich als bildungs- und kulturförderndes Medienprojekt. Unsere Organisationsform ist eine frei vereinbarte Kooperation [fvK].
»reso« steht für Resozialisierung. Wir sind überzeugt, dass nur ein grundlegender, globaler Resozialisierungssprozess die Menschen in die Lage versetzen kann, ihr gemeinschaftliches Leben als originär soziale Wesen zu gestalten.
Dem Erreichen dieses Zieles steht als ein entscheidendes Hindernis der Kapitalismus entgegen, denn – Kapitalismus ist antisozial.
Kapitalismus ist immer eine Klassengesellschaft. Er beruht auf der Ausbeutung der Lohnarbeitenden durch diejenigen, welche über die Produktionsmittel, Häuser und Grund und Boden verfügen.
Wir möchten die Menschen ermutigen und in die Lage versetzen, die Existenzberechtigung des Kapitalismus und von Herrschaft von Menschen über Menschen an sich zu hinterfragen und – infolge eigener Erkenntnis – abzulehnen, sich selbst mit anderen zu organisieren und für ganz andere gesellschaftliche Verhältnisse zu kämpfen.
Über Veranstaltungen, Veröffentlichungen und Vernetzungen möchten wir ein vermehrtes Bewusstsein dafür schaffen, wie umfänglich der Kapitalismus sich in sämtliche Lebens- und Handlungsbereiche der Menschen hineingefressen hat.
Wir sehen den Kapitalismus als ein Herrschaftssystem, das – dem gesamtgesellschaftlichen Autoritätsprinzip folgend – jene Struktur schafft, in der Konkurrenz und das Recht der/des jeweils Mehrbesitzenden verpflichtende Agenda sind. Der Zwang, im Kapitalismus in Konkurrenz zueinander bestehen zu müssen und die daraus resultierenden Verdrängungsmechanismen haben die Entsolidarisierung der Menschen zur Folge, denen es bisher an Klassenbewusstsein fehlt, um sich dagegen grundlegend zur Wehr setzen zu können.
Wir setzen Solidarität und das Prinzip der gegenseitigen Hilfe dagegen. Wirtschaften bedeutet für uns, die Lebensgrundlagen aller Menschen zu schaffen und zu erhalten – solidarisch und miteinander. Der Kapitalismus ist nicht in der Lage, dies zu gewährleisten, weil seine Zielsetzungen grundlegend in genau die entgegengesetzte Richtung weisen.
Kapitalismus ist immer destruktiv, weil verschwenderisch, zerstörend, von Skrupellosigkeit geprägt. Kapitalistisches Denken und Handeln ist eindimensional und ausschließlich an Profit, oft und vorzugsweise Profit aus Not- und Bedürfnislagen der Menschen orientiert – und jenen Profiten aus dem den Menschen aufgenötigten Konsum zahlloser sinnloser Produkte. Die natürliche Folge daraus sind in jedem Falle und zu jeder Zeit die falschen Entscheidungen – mit verheerenden Folgen. Es wird produziert um des Produzierens willen, nahezu identische Produkte werden gleichzeitig von zahllosen Betrieben auf den Markt geworfen, qualitativ durchweg auf ein Mindestmaß reduziert, um baldigen Neukauf zu erzwingen. Dadurch entsteht keine Wertschöpfung, sondern Entwertung, denn damit korrelierend wachsen die Müllberge in unverantwortliche Höhen.
Wir wollen aufzeigen, daß dem Kapitalismus menschenverachtende Motivationen zugrunde liegen. Dieser ist selbstverständlich nicht in der Lage, die wirklichen Bedarfe und Bedürfnisse aller Menschen auch nur in den Blick zu nehmen, geschweige denn deren Organisierung zu bewerkstelligen. Die jeglicher Zivilisation Hohn sprechenden globalen Armuts-/Reichtumsverhältnisse sind ausreichend dokumentiert, somit für jede*n offen- und erkennbar – sie sprechen eine deutliche Sprache und müssen endlich und endgültig aus der Welt geschafft werden.
Das »Eigentum«
Jenes über die gesamte Historie bis heute geschaffene sogenannte Eigentum war und ist bis heute nichts anderes als das Ergebnis einer permanenten Abfolge gewaltsamer Aneignung unter Inkaufnahme unzähliger getöter Menschen, alles im Zeichen der Bereicherung Weniger – und stellt folglich kein Eigentum dar, sondern ist das Ergebnis dessen, was gemeinhin als Raubmord bezeichnet wird. Das System, in dem eine Minderheit über die Lebensgrundlagen einer überwältigenden Mehrheit der Menschen bestimmt, hat sich bis heute im Hinblick auf seine Prinzipien in nichts verändert, sich vielmehr stabilisiert und perfektioniert. Es hat von seiner Gewalttätigkeit und tödlichen Brutalität nicht das geringste eingebüßt. Früher starben die Menschen, weil es als unumgänglich dargestellt wurde, und es dabei als ehrbar und ruhmreich oder heldenhaft galt, wahlweise die eigene Bevölkerung oder andere Länder zu überfallen, diese auszurauben und die Menschen dort zu töten – und dabei beileibe nicht nur jene, die Widerstand leisteten.
Es ist kein essentieller Unterschied zur heutigen Zeit zu erkennen, wenn es nämlich nicht etwa nur möglich, sondern obendrein rechtlich abgesichert ist, dass durch Spekulationen auf Lebensmittel ganze Länder in Hungerkatastrophen getrieben werden können. Wirtschaftskriege sind inzwischen höchstinstanzlich gewollt und legitimiert – niemand von den Verantwortlichen stört sich derweil mehr daran, sondern sie übertreffen sich im Gegenteil noch in ihren verbrecherischen Vorhaben.
Der Staat
Politische Systeme (also staatliche Konstrukte) sind einzig auf die Erhaltung kapitalistischer Machtstrukturen ausgelegt. Erst der/ein Staat legitimiert und zementiert mittels eines fortwährend und dabei sorgfältig angepassten Rechtssystems die tiefgreifenden Ungerechtigkeiten und Widersprüche des Kapitalismus.
Als einzige Instrumente demokratischer Beteiligungsmöglichkeit wird den Menschen dabei ein kümmerlicher Rest in Form der sogenannten »Repräsentativen« Demokratie zugestanden, diese dann zur grandiosen Errungenschaft verklärt und folglich als alternativlos angepriesen.
Eines der Ziele des Staates als ideellem Gesamtkapitalist ist, den Menschen nur eine selten angebotene Möglichkeit zu geben, »Vertreter*innen« zu wählen. – allesamt jedoch nicht etwa Vertreter*innen ihrer Belange, sondern ausnahmslos jene des Kapitalismus. Andere stehen logischerweise nie zur Wahl, denn es ist grundsätzlich nicht möglich, den Kapitalismus über Regierungsgewalt und Parlamentarismus abzuschaffen.
Sind erst »Vertreter*innen« gewählt, bestehen nur wenige Möglichkeiten, einzugreifen, geschweige denn Rechenschaft oder Konsequenzen erwarten zu können. Erst der den Kapitalismus schützend flankierende sogenannte »Rechtsstaat« verhilft mittels seiner Rechtsprechung, seinen Deregulierungs- sowie Liberalisierungsmaßnahmen dem Kapitalismus zu seiner vollen Entfaltung. Jeder Ausbruchsversuch aus diesem System ist per Gesetz zum Scheitern verurteilt, jeder Widerstand dagegen im Keim erstickt. Fundamentalopposition wird unter Berufung auf den sogenannten »Rechtsstaat« im parlamentarischen Diskurs zermürbt, wahlweise umgedeutet oder diffamiert. Auf diese Weise werden etwaige Ambitionen zu größeren, grundlegenderen Veränderungen zunächst bis zur Unkenntlichkeit entschärft, um in der Folge dann gänzlich zunichte gemacht zu werden.
Global betrachtet bleibt die überwiegende Mehrheit der menschlichen Gemeinschaft in ihrem beschränkten Dasein als nutzbringende, frei verfügbare Lohnsklav*innen einerseits und willigen Konsument*innen andererseits gefangen. Unter Berufung auf die Notwendigkeit permanten Wachstums werden weiterhin massenhaft Ressourcen verschwendet, Überflüssiges produziert und dabei sinnloser Reichtum angehäuft. Gesetzlich zu Gewinn verpflichtet, sind die Kapitalist*innen von jeglicher Verantwortung für ihr Handeln befreit – die Opfer dieses Handelns sind einmal mehr die Mehrheit der Menschen, denn sie müssen – ebenfalls staatlich verordnet – für jegliches kapitalistische Chaos haften. Ohne jede Aussicht auf grundlegende Veränderungen wird die Mehrheit der Menschen nach wie vor von einer Minderheit regiert und ausgebeutet.
Der Kapitalismus kann als globales Kapitalverhältnis nur weltweit überwunden werden. Die stalinistische Doktrin von einen „Sozialismus in einem Land“ hat nicht funktioniert und wurde durch die Geschichte widerlegt. Eine emanzipatorische Fundamentalopposition muss global vernetzt und organisiert sein.
Die Demokratie
Ein Konstrukt ist keine Demokratie, wenn ihm eine Gewaltenteilung zugrunde liegt – Demokratie sollte vielmehr, wenn schon der Begriff verwendet wird, die Abwesenheit struktureller Gewalt sein.
Die global praktizierte sogenannte Gewaltenteilung (Legislative, Exekutive, Jurisdiktion) manifestiert das staatliche Gewaltmonopol zur Erhaltung kapitalistischer Verhältnisse – dieses Konstrukt ist keine Demokratie, sondern ihr unwürdiges Zerrbild, weil ausschließlich auf Machtverhältnisse aufgebaut.
Wir wollen, dass die Abläufe des Lebens der Menschen zukünftig basisdemokratisch und somit gleichberechtigt unter Beteiligung jeder*jedes Einzelnen auf ihre Wege gebracht werden.
Parlamentarismus lehnen wir deshalb ab. Sämtliche das menschliche Zusammenleben betreffende Entscheidungen sollen in freier Vereinbarung unter den Menschen getroffen werden. Ein »Oben« und »Unten« wird ersetzt durch eine gleichmäßige horizontale Orientierung und somit aufgehoben.
Unser Ziel ist eine klassenlose Welt-Gesellschaft. In dieser sollten sämtliche gemeinschaftliche Organisation dezentral-föderalistisch und nicht zentralistisch umgesetzt werden.
Wogegen wir kämpfen
Kapitalismus ist maßgeblicher Verursacher und/oder zumindest Förderer von Hunger, Armut, Krieg, Umweltzerstörung, Faschismus und Neokolonialismus, sowie den daraus resultierenden großen Fluchtbewegungen.
Wir stellen uns aber auch gegen Militär, Militarismus und Krieg; gegen Faschismus, Rassismus, Antisemitismus und Antiziganismus, gegen Sexismus, Homophobie, Transphobie, Queerfeindlichkeit und Ableismus; gegen jeden Nationalismus, gegen jeden Patriotismus und nationales Denken. Jede Art von Diskriminierung, Ausbeutung, jegliche Ausübung von Macht/Gewalt lehnen wir ab, jede Form von Hierarchie und Herrschaft wollen wir überwinden. Ausdrücklich stellen wir uns gegen jegliche patriarchale Strukturen, welche speziell im Kapitalismus dazu dienen, FLINTA* (Frauen, Lesben, inter*, nichtbinäre, trans* und agender Personen) über Kolportierung konservativer und antiemanzipatorischer Wertvorstellungen zu funktionalisieren.
Wir streben an, das Patriarchat mit dem Kapitalismus zusammen zu überwinden, um soziale Emanzipation und individuelle Selbstbestimmung zu erreichen. Nur durch kollektives Handeln können wir dieser Ausbeutung und Unterdrückung etwas entgegensetzen.
Wir erklären uns solidarisch mit allen Geflüchteten und Migrant*innen und kämpfen für Bewegungsfreiheit, Überwindung von Grenzen und Bleiberecht für alle.
Kein Mensch hat das Recht, sich über andere zu stellen und vor allem:
» … kein Mensch wird geboren, um beherrscht zu werden … «*.
Der Kapitalismus ist nicht reformierbar. Beteuerungen, den Kapitalismus bändigen zu wollen und zu können, um ihn zu entschärfen, sind eine Absage zu erteilen.
Der Kapitalismus muss insgesamt überwunden werden, seine Gesetzmäßigkeiten sind festgeschrieben.
Im Hinblick auf die Klimakatastrophe, die ja Folge jener verheerenden Produktionsweise ist, wurde gar die Möglichkeit zur Schaffung eines »nachhaltigen Kapitalismus« kolportiert, was widersprüchlicher nicht sein kann. Per Greenwashing täuschen die Konzerne emsiges Handeln vor, entwerten die Ambitionen der mehr und mehr drängenden Umweltbewegung, indem sie sich als grüne Trendsetter verkaufen und vernebeln damit gleichzeitig ihre Rolle als eigentliche Verursacher. Niemals werden wir eine menschliche Gesellschaft akzeptieren, in der die Menschen willkürlich und dabei gleichermaßen bewusst und zielgerichtet in »Gewinner*innen« und »Verlierer*innen« aufgeteilt werden. Konkurrenz führt aber immer dazu, dass es »Gewinner*innen« und »Verlierer*innen« gibt.
Niemand hat es nötig, für jemand andere/n zu arbeiten. Nach unseren Vorstellungen sind sogenannte Arbeitgeber*innen nichts anderes als überflüssig, denn die Arbeiter*innen sind diejenigen, die die eigentliche Arbeit verrichten und allein dadurch schon den Beweis antreten, dass sie allesamt die Kenntnisse und Fähigkeiten besitzen können, sich gemeinschaftlich, solidarisch und gleichberechtigt selbst zu organisieren – jede*jeder nach seinen Möglichkeiten. So können sich die Menschen ihre Würde selbst zurück erobern, denn es sollte Kooperation, nicht Konkurrenz geben – Solidarität statt Jede*r gegen Jede*n.
Fazit
Um also wirklichen zivilisatorischen Fortschritt einzuleiten und voranzutreiben, sehen wir als das konsequenteste und damit am besten geeignete Handwerkszeug für eine Transformation der menschlichen Gesellschaft hin zur Freiheit von Kapitalismus und jeder Herrschaft den Anarchismus, speziell in dessen Ausprägungen im Anarcho-Syndikalismus und den Ideen des anarchistischen Kommunismus an.
- Wir sprechen von Kollektivierung der Produktionsverhältnisse sowie von kompletter Umwandlung sämtlicher Eigentumsverhältnisse hin zu Gemeineigentum. Abhängige Beschäftigung wird zu einem Relikt der Vergangenheit und wird durch freiwillige Tätigkeit ersetzt.
- Wir sprechen davon, dass sich die Menschen selbst organisieren – in freier Vereinbarung und gleichbrechtigt.
- Wir sprechen davon, dass die Menschen – sämtlich nach ihren individuellen Fähigkeiten – frei ihrer Phantasie, Kreativität, ihren sozialen und kulturellen Bedürfnissen Ausdruck und Durchsetzung verleihen.
- Wir widersprechen der Behauptung, dass nur Konkurrenz und die Aussicht auf Profit Fortschritt brächte, indem wir davon sprechen, dass wirklicher Fortschritt nur eine Welt ohne Armut, Hunger, Kriege sein kann, ohne die Verschwendung dessen, was – wenn überhaupt jemandem – nur allen gehört. Nur eine Welt ohne Ausbeutung, Unterdrückung und Gewalt sein kann. Die Aussicht auf eine solche Welt ist es zukünftig, welche die Menschen zu fortschrittlichem Denken und Handeln beflügeln und befähigen wird.
- Wir sprechen davon, dem Kapitalismus die Basis zu entziehen durch Verweigerung, zivilen Ungehorsam, Widerstand und Bewusstmachung mittels permanentem Protest – und dessen Veröffentlichung. Beherzt wie beharrlich gleichermaßen wird so der Weg zur endgültigen Abschaffung des Kapitalismus und von jeder Herrschaft geebnet werden.
Als antikapitalistische Agentur betreibt und fördert reso.media die Verbreitung entsprechender Ideen und bietet Informationen über konkrete Umsetzungsformen einer herrschaftslosen gewaltfreien Gesellschaft.
*) Der Satzteil in Anführungen ist sinngemäß aus einem Text von Emma Goldman zitiert. Leider können wir die Quelle nicht genauer angeben, der Originaltext hat sich – momentan zumindest – als unauffindbar herausgestellt.
Unser Selbstverständnis gibt es hier als PDF zum Download