Dokumentation
Vom 8. bis 12. April 1993 fanden in Frankfurt/Main die Libertären Tage statt. Das Motto war: »Wege zu einer anarchistischen Gesellschaft«.
In dem Aufruf zu diesen stand:
»In einer Zeit, in der weltweit Menschen ausgebeutet und unterdrückt werden, wollen wir darauf aufmerksam machen, daß Freiheit und Selbstbestimmung keine Forderungen sind, die der Vergangenheit angehören. Im Gegenteil: Herrschaft muß in all ihren Erscheinungsformen (z.B. Staatsherrschaft, Patriarchat, Sexismus, Antisemitismus, Ausbeutung durch Lohnarbeit …) öffentlich gemacht und bekämpft werden. Zur Zeit wird der Ruf nach dem ›Retter‹ Staat auch von ›linker‹ Seite gegenüber dem aktuellen Neonazismus immer lauter. Wir richten uns stattdessen an alle interessierten Menschen, die mit uns Wege hin zu einer menschlicheren, libertären (freiheitlichen) Gesellschaft weiterentwickeln wollen. Nur so können wir den ökologischen und sozialen Herausforderungen der nächsten Jahre gerecht werden.
›Wege zu einer anarchistischen Gesellschaft‹
So lautet das grundlegende Thema der Libertären Tage 1993. Darüber soll informiert und diskutiert werden. Dabei soll es nicht nur um die Kritik an den bestehenden Herrschaftsverhältnissen gehen. Vielmehr sollen praktische Ansätze und Wege aufzeigt werden, die Herrschaft abbauen und zu einer anarchistischen (herrschaftsfreien) Gesellschaft führen.«
Mehr als 3000 Menschen nahmen an dieser letzten Großveranstaltung der anarchistischen Bewegung in der BRD teil.
Gab es 1995 in Berlin zwar noch den »Autonomie-Kongress« der undogmatischen autonomen Bewegungen mit über 2000 Teilnehmenden, so haben seitdem in der BRD nur noch dezentral organisierte weitere Libertäre- oder A-Tage stattgefunden.
In den letzten beiden Jahren gab es A-Tage zum Beispiel unter anderem in Greifswald, in Dresden, Leipzig, Potsdam, Göttingen, Freiburg – in Hamburg gab es letztes Jahr den anarchistischen re:fuse-Kongress, der sehr beeindruckend war, wie auch wieder die anarchistische Buchmesse in Mannheim.
Eine solche Großveranstaltung, wie sie die Libertären Tage 1993 waren, gab es seitdem aber nicht mehr.
Es gab dort größere Infoveranstaltungen, über 20 AGs haben sich gebildet, eine
libertäre/anarchistische Buchmesse mit vielen Ausstellenden fand statt, ein großes Kulturprogramm
und sogar eine anarchistische Demo in der Innenstadt waren Teil des Programms.
reso.media liebt Broschüren und Printmedien – und da wir die Dokumentation zu den Libertären Tagen 1993 als Scan nicht mehr im Internet gefunden haben, haben wir die Broschüre in guter Qualität gescannt und möchten diese hier zum Download zur Verfügung stellen.
Wir halten den Inhalt der Dokumentation für die anarchistische Bewegung der Gegenwart sehr wichtig und inspirierend, nicht nur für neue, jüngere Aktivisti.
Anarchistische Bewegungen müssen sich ihrer Geschichte bewusst sein, es gilt, Aktivitäten und Debatten in unserer Bewegung weiter zu entwickeln und daran anzuknüpfen.
Das Dokumentieren der Broschüre als Scan soll einen kleinen Beitrag dazu leisten.
Schaffen wir in Zukunft viele Libertäre Tage.



